Wichtige Meilensteine in der Geschichte des Staatsarchivs waren der Bezug eines eigenen Gebäudes 1939/1940 und das Inkrafttreten des Gesetzes über die Archivierung 2010.
Bevor das Staatsarchiv des Kantons Bern 1939/40 an den Falkenplatz verlegt wurde, war es seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts in den «Gewölben» des Berner Rathauses untergebracht.
Die Idee eines Neubaus in der vorderen Länggasse stammte vom damaligen Baudirektor Robert Grimm. Ausgeführt wurde der Bau durch den bekannten Architekten Walter von Gunten.
Rund 45 Jahre später, zwischen 1984-1986, entstand nach den Plänen der Architektin Magdalena Rausser am gleichen Ort ein viergeschossiger, unterirdischer Kulturgüterschutzbau.
Bis ins 19. Jahrhundert oblag die Aufsicht über die Bestände des Staatsarchivs dem jeweiligen Staatsschreiber. 1891 wurde mit Prof. Dr. Heinrich Türler der erste vollamtliche Staatsarchivar gewählt. Er führte seine Funktion von 1892-1914 aus. Seither wurde die Leitung über das Staatsarchiv von folgenden Personen wahrgenommen: Gottlieb Kurz (1914-1936), Dr. Rudolf v. Fischer (1937-1962), Fritz Häusler (1962-1982), Dr. Karl F. Wälchli (1982-1999) und Prof. Dr. Peter Martig (1999-2012). Seit März 2012 leitet Dr. Barbara Studer Immenhauser das Staatsarchiv. Obwohl heute räumlich getrennt, ist das Staatsarchiv als Amt der Staatskanzlei administrativ und organisatorisch eng mit dieser verbunden geblieben.
In den letzten Jahren wurde das Staatsarchiv am Standort Falkenplatz mit diversen baulichen Massnahmen modernisiert (u.a. Inbetriebnahme neuer Fotoarchivraum, Ersatz Klimaanlage, Neumöblierung Lesesaal und Sitzungsräume, Vergrösserung Cafeteria, Montage einer Photovoltaikanlage auf dem Dach). Per Mai 2014 übernahm das Staatsarchiv das Aussendepot I (Länggasse) in unmittelbarer Nähe zum Hauptstandort und im September 2022 das Aussendepot II (Liebefeld).
Archivfachlich konnte das Staatsarchiv seit der Jahrtausendwende grosse Fortschritte erzielen. So wurden mit der Einführung eines Archivinformationssystems (2005) und der konsequenten Publikation der Verzeichnungseinheiten mittels Online-Inventar sowie der Online-Verfügbarkeit des ganzen Bestands der Fachbibliothek (2009) die Voraussetzungen für eine orts- und zeitunabhängige Recherche in sämtlichen Beständen geschaffen. Von grösster Wichtigkeit für das Staatsarchiv war die Annahme des Gesetzes über die Archivierung (2009) und seine Inkraftsetzung samt zugehöriger Verordnung per 1.1.2010. Dadurch wurden die Aufgaben der Archivierung in Abstimmung mit dem Informations- und Datenschutzrecht erstmals auf Gesetzesstufe kodifiziert und die Grundlagen geschaffen für eine bessere und effizientere Organisation des Archivwesens. Ausserdem wurden dadurch die elektronischen Unterlagen den Unterlagen auf Papier gleichgestellt und somit die digitale Archivierung als neue Aufgabe definiert.
Auf dieser Rechtsgrundlage basierend beschloss der Grosse Rat am 1.9.2014 das umfassende Programm Digitale Geschäftsverwaltung und Archivierung (DGA) mit einem entsprechenden Rahmenkredit 2015–2022. Mehr Informationen zu diesem zukunftsweisenden Vorhaben finden Sie hier:
Hinweise zur Geschichte einzelner Bestände finden Sie im Online-Inventar auf Ebene Bestände.
Literaturhinweise
- Heinrich Türler: «Geschichte des Staatsarchivs zu Bern», in: Inventar des Staatsarchivs des Kantons Bern, Bern 1892. [StAB BB 121/12]
- Dietrich Braunschweig: Hintergrundarchitektur. Walter von Guntens Beitrag zur Moderne am Beispiel des Staatsarchivs Bern 1938-40, Zürich 2011. [StAB BC 2359]