Sie steigen neu in die Archivarbeit ein? Hier erfahren Sie mehr über das Vorgehen bei der Recherche und welche Hilfsmittel Sie dabei nutzen können.
Die Archivrecherche, das heisst das Zusammentragen von Quellen und Literatur zu einem bestimmten Forschungsthema, ist Aufgabe der Forschenden und kann nicht vom Staatsarchiv geleistet werden. Das vollständige Verzeichnis unserer Bestände kann über das Online-Inventar abgerufen werden. Sie können damit die Ihnen für Ihr Thema interessant erscheinenden Quellen selbst zusammentragen und – sofern keine Schutzfristen bestehen – diese zur Ansicht in unserem Lesesaal bestellen.
Vorgehen
Grenzen Sie Ihre Fragestellung möglichst genau ein und stellen Sie wenn möglich fest, welche Behörde zuständig war. Die heutzutage angewandte Erschliessungsmethode basiert auf dem Provenienzprinzip und richtet sich nach dem internationalen Standard ISAD(G). Die Akten werden damit gemäss ihrer Herkunft bei der jeweiligen aktenbildenden Stelle nachgewiesen. Dadurch werden die Aufgaben und Funktionen der Behörden nachvollziehbar dargestellt. Der Entstehungskontext der Akten ist unerlässlich für die zuverlässige Quelleninterpretation und die Nachvollziehbarkeit des staatlichen Handelns.
Nachschlagewerke und Hilfsmittel
Die Forschung in unseren Beständen bedingt in der Regel ein gewisses Vorwissen. Als Einstieg in die Archivarbeit empfiehlt es sich deshalb, sich zunächst mittels Nachschlagewerken und Literaturrecherche einen Überblick zu verschaffen, und erst danach nach Archivalien zu suchen.
Wenn Sie bei Ihrer Recherche auf einen Begriff stossen, den Sie nicht verstehen (z.B. Urbar, Rodel), schlagen Sie ihn in einem Wörterbuch oder einem Lexikon (z.B. Historisches Lexikon der Schweiz) nach.
Als Hilfestellung bieten wir ausserdem ein Abkürzungsverzeichnis als Download an. Darin sind die in den Quellen häufig verwendete Abkürzungen aufgeschlüsselt.
Archivplansuche und Findmittel
Benutzen Sie bei der Recherche nicht ausschliesslich die Volltextsuche, sondern auch die Archivplansuche gemäss Tektonik. Dadurch können Sie sich einen Überblick verschaffen, den Umfang der Akten besser abschätzen und den Entstehungskontext der Akten ermitteln. Wenn Sie eine Verzeichnungseinheit im Archivplan lokalisieren und in der Gliederung des jeweiligen Archivbestands navigieren, finden Sie häufig verschiedene Quellen, die für Ihre Fragestellung von Interesse sein könnten.
Als Findmittel zu den Akten dienen häufig (ausschliesslich in Papierform vorliegende) Geschäftskontrollen oder Geschäftsverzeichnisse, in denen alle Geschäfte chronologisch bzw. thematisch aufgelistet sind. Mit Hilfe der hier eruierten Geschäftsnummer gelangen Sie zum eigentlichen Aktendossier. Die Geschäftskontrolle für Ihren Untersuchungszeitraum bestellen Sie via Online-Inventar zur Recherche im Lesesaal.
Besuch im Lesesaal
Obwohl viele Informationen online verfügbar sind, weisen wir nachdrücklich darauf hin, dass die Bestände des Staatsarchivs und seiner Fachbibliothek mehrheitlich ausschliesslich in Papierform vorliegen. Für seriöse Forschung ist daher in aller Regel der Besuch im Lesesaal zwingend erforderlich.
Deutsche Kurrentschrift
Die Quellen vor etwa 1900 sind fast durchwegs in der Alten Deutschen Schrift («deutsche Kurrentschrift», «Spitzschrift») geschrieben. Wenn Sie für Ihre Forschungsarbeit auf solche Quellen angewiesen sind, ist es unabdingbar, dass Sie diese Schrift auch lesen können.
Eine Einführung zum Umgang mit historischen Quellen und zum Lesen von alten Handschriften bietet das Programm «Ad fontes» der Universität Zürich.